Zum Inhalt
Symbolbild: Eine Familie, ein Herz und ein Stethoskop.
Bild: sirastock/Shutterstock.com

Private Zusatzkrankenversicherung - Sinnvoll oder nicht?

, aktualisiert am

Billig ist eine Zusatzversicherung nicht, daran ändert auch die aktuelle Senkung des Rechnungszinssatzes nichts. Wer umsichtig und vorausschauend plant, kann sich aber dennoch einiges ersparen.

Prognosen sind schwierig – insbesondere, was die Zukunft betrifft. So könnte man etwas flapsig die Frage beantworten, wie es mittelfristig mit der Prämienentwicklung der privaten Zusatzkrankenversicherung weitergeht – insbesondere vor dem Hintergrund der kürzlich erfolgten Senkung des Rechnungszinses. Aber der Reihe nach.

Immer schon teuer

Faktum ist: Die private Zusatzkrankenversicherung ist, und war schon immer, ein teures Produkt (siehe Kapitel Prämienbeispiel). Dennoch ist sie beliebt. Mehr als ein Drittel der Österreicher ist zusatzversichert. Was macht den Reiz aus? Zum Beispiel die freie Arztwahl inklusive möglicherweise kürzerer Wartezeiten bei der Terminvergabe. Auch der Krankenhausaufenthalt im Ein- oder Zweibettzimmer ("Sonderklasse") klingt für viele verheißungsvoll. In jüngerer Vergangenheit locken die Versicherer auch mit "Wellness-Paketen", die zum Beispiel einen jährlichen Aufenthalt in einem schicken Hotel oder Ermäßigungen bei Fitness-Studios beinhalten.

Senkung des Rechnungszinses

Bereits vergangenes Jahr wurden Tariferhöhungen in der privaten Zusatzkrankenversicherung angekündigt – und von den Versicherungsvermittlern zu Werbezwecken benutzt, um rasche Vertragsabschlüsse anzustoßen. Die Prämien würden steigen, hieß es aus der Branche, weil der Rechnungszins ab 1. Juli 2021 nur mehr 0,5 Prozent (statt 1 Prozent) ausmachen werde. Rechnungszins?

Prämien im Steigen, Gesamtplanung

Konservativ veranlagt

Ein Teil der Prämie, die sogenannte Alters­rückstellung, wird am Finanzmarkt ­veranlagt – und zwar sehr vorsichtig (konservativ, wie es im Finanzsprech heißt). Wie viel die Versicherer da konkret an Erträgen erwirtschaften werden, ist natürlich bei Abschluss einer neuen Polizze nicht absehbar. Wer weiß schon genau, wie die Finanzmärkte sich entwickeln werden?

Niedrigere Zinsen, höhere Prämien

Aber vom Gesetzgeber wird den Versicherern vorgegeben, mit welchen zukünftigen Erträgen sie da rechnen sollen bzw. dürfen. Abgebildet wird das im sogenannten Rechnungszins. Wenn er sinkt, so wie aktuell, heißt das: Die Versicherer müssen in ihrer Tarifgestaltung mit niedrigeren zukünftigen Erträgen kalkulieren – und schlagen das den Neukunden oben drauf.

Kurzum: Das macht die Prämie für Neueinsteiger teurer. Der Rechnungszins ist aber nur ein Faktor von mehreren. Manche Versicherer haben die Senkung zum Anlass genommen, ihre Tarife neu zu gestalten.

Prämienanpassungen

Ganz wichtig: Bestehende Verträge sind nicht betroffen. Neuverträge werden aber wohl teurer. Um wie viel? Pauschale Aussagen, die für alle Produkte Gültigkeit haben, können wie gesagt nicht getroffen werden. Das ist von Versicherer zu Versicherer, von Tarif zu Tarif und auch nach Eintrittsalter unterschiedlich.

Die Finanzmarktaufsicht meinte dazu (wir haben sie im Juni um eine Stellungnahme gebeten): "Es ist davon auszugehen, dass die Startprämie bei Vertragsabschluss vor dem 1.7. im Regelfall niedriger sein wird. Aber niedrigere Startprämien müssen möglicherweise zukünftig durch höhere Prämienanpassungen kompensiert werden." Aus diesem Statement der FMA lässt sich ableiten, dass es nicht allein die Senkung des Rechnungszinses ist, die die Prämie in der privaten Zusatzkrankenversicherung teurer macht.

Von den Details zur Gesamtplanung

Sie verstehen nur Bahnhof? Wer kann es Ihnen verdenken. Die Tarifvielfalt und der komplexe Tarifaufbau machen es Verbrauchern schwer, den Durchblick zu behalten. Es ist in Wahrheit aber gar nicht so spielentscheidend, jedes Detail der internen Kalkulation der Versicherer zu kennen und zu verstehen. Wichtig ist eine umsichtige Planung und die Konsultation eines vertrauenswürdigen, auf die Zusatzkrankenversicherung spezialisierten und v.a. unabhängigen Maklers. Hinsichtlich der umsichtigen Planung empfehlen wir, die Checkliste anbei durchzugehen.

Anbieterwechsel meist nicht ratsam

Zusatzkrankenversicherungsverträge sollten gut ausgewählt werden, denn ein Anbieterwechsel nach Abschluss ist nicht unbedingt ratsam, weil teuer (es gilt die Faustregel: Je älter man bei Vertragsabschluss ist, desto teurer wird die Einstiegsprämie). Die gute Nachricht: Hat der Versicherer den Vertrag angenommen, kann er nicht mehr vom Vertrag zurücktreten. Auch wenn der Versicherte häufig Leistungen in Anspruch nimmt, kann er im Schadensfall nicht gekündigt werden. Außer, die Prämien werden nicht bezahlt oder eine schwere Vorerkrankung wurde verschwiegen. Für den Kunden gibt es meist eine 3-jährige Bindungsdauer, nach deren Ablauf die Zusatzkrankenversicherung jährlich gekündigt werden kann.

Tabelle: Private Zusatzkrankenversicherung

Prämienbeispiel: Problem der Leistbarkeit

Gerade für jüngere Menschen sind Monats­prämien in der Dimension von 150 Euro vielfach schlichtweg nicht zu stemmen. Soll die ganze Familie versichert werden, wird die Leistbarkeit noch unrealistischer.

Eine gute Tarifauswahl kann aber helfen, ein Produkt oder eine Kombination zu finden, die einen Abschluss unter Umständen erleichtert oder überhaupt ermöglicht. Oder zumindest die Option sichert, später auf einen Volltarif umzustellen.

Beispiel

Krankenhauskostentarif mit österreichweiter Deckung für eine 30-jährige ­Person (am Beispiel Uniqa, dem größten ­Versicherer im Bereich der privaten Zusatzkrankenversicherung).

Umfassendes Produkt ohne Selbstbehalt (SB): Monatsprämie 146,52 Euro; dazu ein Privatarzttarif mit einem hohen Jahreslimit von 4.800 Euro und einer Prämie von monatlich 86,53 Euro sowie ein Zahntarif mit einem Jahreslimit von 3.618,30 Euro und einer Monatsprämie von 69,43 Euro | Monatsprämie insgesamt 302,48 Euro

Abgespeckte Variante: Tarif mit SB in Höhe von 1.261 Euro: Monatsprämie 78,13 Euro, dazu ein Privatarzttarif mit Jahreslimit von 2.400 Euro und einer Prämie von monatlich 53,79 Euro, kein Zahntarif | Monatsprämie insgesamt 131,92 Euro (plus Zahntarif 201,35 Euro)

Optionstarif: Monatsprämie 23,44 Euro; dazu Privatarzt mit Jahreslimit von 2.400 Euro und einer Prämie von monatlich 53,79 Euro | Monatsprämie insgesamt 77,23 Euro

Checkliste: Was möchte ich absichern?

Die Bausteine, aus denen man seine private Zusatzkrankenver­sicherung zusammenstellen kann, sind vielfältig; eigentlich sind die Tarifkombinationen kaum zu überblicken: Soll nur der Aufenthalt im Krankenhaus in der Sonderklasse versichert werden oder auch der Besuch beim Privatarzt? Sind Selbstbehalte, die Prämie sparen, denkbar? Zähne, Kinder oder Reisen ins Paket inkludieren? Welchen Tarif soll man wählen, den Österreich-Tarif oder den des eigenen Bundeslandes?

Diese und andere Fragen sollten Sie sich zur Vorbereitung eines Beratungsgesprächs mit einem unabhängigen Versicherungsmakler stellen – das kann Zeit und v.a. auch Geld sparen.

Diese Checkliste möge Ihnen dabei eine Hilfestellung sein.

Downloads

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail
Zum Seitenanfang