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Bausparangebote im Vergleich
Bausparangebote im Vergleich Bild: Food Impressions / Shutterstock.com

Test: Bausparen - Einfach, aber nicht ertragreich 4/2022

Wer einfach und sicher ansparen will, wird bei einem Bausparvertrag fündig. Mit einigermaßen attraktiven Renditen darf aber nicht gerechnet werden.

Überblick: Die 4 Anbieter im Vergleich

Unsere Finanzexperten haben die Angebote der 4 heimischen Bausparkassen durchforstet und auch bewertet, wie sinnvoll ein Abschluss eines "Bausparers" aktuell überhaupt noch ist.

Was dieser Test bietet

Anhand einer Modellrechnung wurden die Tarife bzw. Konditionen der 4 heimischen Bausparkassen verglichen und bewertet. Die zentrale Frage: Wo bekommen Konsumenten die besten Zinsen? Zudem wurde ein Vergleich zur Vorjahreserhebung angestellt. Der Test bietet werbefreie, unabhängige Testergebnisse.

100 Euro pro Monat, 6 Jahre Laufzeit

  • Raiffeisen Bausparkasse Klassisches Bausparen
  • s Bausparkasse Plus Bausparen
  • Wüstenrot Flexibles Bausparen
  • start:bausparkasse Klassisches start:bausparen

    Wir vergleichen: Einstiegszinssatz in %, Dauer Einstiegszinssatz, Anschlusszinssatz in %, Kontoführungsgebühr in €, Kontoführungsgebühr im ersten Jahr, Auszahlungsbetrag in €, Effektivzinssatz/Rendite in %

    So wird getestet

    Zur Anwendung kommen einheitliche Testkriterien. So werden die Ergebnisse vergleichbar. In die Bewertung eingeflossen sind die Punkte Einstiegszinssatz, Anschlusszinssatz und Kontoführungsgebühr.

    Diese Informationen enthält der Test

    Der Modellrechnung zugrunde liegt folgende Fragestellung: Wie hoch ist der Auszahlungsbetrag am Ende einer 6-jährigen Laufzeit, wenn 100 Euro monatlich in einen Bausparvertrag eingezahlt werden? Zudem geben wir Tipps, was bei einer (vorzeitigen) Kündigung eines bestehenden Vertrages zu beachten ist. Die Testergebnisse werden im Artikel und in Form einer Tabelle übersichtlich präsentiert.

    Ist Bausparen sinnvoll?

    "Sie wollen einen Bausparvertrag abschließen?" Die Bank-Mitarbeiterin schaut die Kundin verdutzt an. Dieses Ansinnen scheint selten an sie gestellt zu werden. Um die aktuelle Verzinsung nennen zu können, beginnt sie im Ständer mit Werbematerial der Bank zu suchen und zieht dann einen Folder heraus. „Sparen zahlt sich doppelt aus“, wird darin geworben. Denn Bausparer bekommen nicht nur Zinsen, sondern auch eine staatliche Prämie. Doch zahlt sich das wirklich aus?

    Vergleich: Zinsen, Gebühren, ...

    Wir haben Anfang des Jahres eine Erhebung bei den vier österreichischen Bausparkassen – Raiffeisen Bausparkasse, s Bausparkasse, Wüstenrot und start:bausparkasse – durchgeführt. Verglichen wurden Verzinsung, Gebühren, Zinsänderungsklauseln und Einzahlungsvarianten.

    Das Ergebnis ist enttäuschend: Das beste An­gebot, jenes der Raiffeisen Bausparkasse, kommt auf eine Effektivverzinsung von 0,51 Prozent. Und das nicht pro Jahr, sondern insgesamt über die Laufzeit des Bausparens von sechs Jahren (siehe Tabelle).

    Schlechter als letztes Jahr

    Im Vergleich zu unserer Vorjahreserhebung hat sich die damals schon niedrige Gesamtverzinsung weiter verschlechtert. Alle vier Bausparkassen haben ihre Kontoführungsgebühren erhöht, drei Kassen haben den Anschlusszinssatz gesenkt und eine hat die Dauer des etwas attraktiveren Einstiegszinssatzes verkürzt. Trotz dieses mickrigen Ertrags haben noch 3,6 Millionen Österreicher einen Bausparvertrag. Das sind zwar viel weniger als zu Spitzenzeiten, da waren es mehr als fünf Millionen, die Zahl ist aber immer noch beachtlich hoch. Warum bloß?

    Sparen für einen Traum

    "Zielsparen", sagt unser VKI-Finanzexperte Walter Hager. Das ist wohl der wichtigste Grund für den Abschluss eines Bausparvertrags. Wer für ein Geldgeschenk zur Matura der Tochter oder des Sohns ansparen will oder für den Führerschein, eine große Reise und ähnliche Träume, ist beim Bausparen gut aufgehoben. Der Ansparzeitraum von sechs Jahren ist klar definiert. Die Auszahlung ist berechenbar, bei den Zinsen gibt es vertraglich festgelegte Bandbreiten und die Sicherheit des angelegten Geldes ist hoch.

    Denn für Bausparer gilt, so wie für alle Sparer, die Einlagensicherung. Bis zu 100.000 Euro pro Person sind gesetzlich durch die Einlagen­sicherung der jeweiligen Bausparkasse gesichert. Wer also einfach und sicher ansparen will, wird bei einem Bausparvertrag fündig. „Er ist eine Alternative für all jene, die mit einem Sparplan in Fonds, deren Wert nicht nur steigen, sondern auch sinken kann, nicht ruhig schlafen können“, sagt Hager.

    Dauer des Einstiegszins beachten

    Vor dem Abschluss eines Bausparvertrags lohnt es sich, einen Vergleich zwischen den Angeboten der vier Bausparkassen zu ziehen. Der Einstiegszinssatz scheint auf den ersten Blick meist attraktiv. Mit 1,5 Prozent Verzinsung locken Wüstenrot und die start:bausparkasse.

    Doch Achtung: Die ­Höhe allein sagt noch nicht alles aus. Man muss auch auf die Dauer schauen, für die dieser Einstiegszins gewährt wird. Die beträgt bei Wüstenrot nur sechs Monate, bei der start:bausparkasse dagegen ein Jahr. Aber auch dieser Vergleich zeigt noch nicht die ganze Wahrheit. Die nächste Frage ist: Wie hoch wird die Einzahlung nach Ende des ersten Lockangebots verzinst? Und da liegt die start:bausparkasse mit nur 0,01 Prozent weit schlechter als Wüstenrot mit 0,1 Prozent oder gar die Raiffeisen Bausparkasse mit 0,2 Prozent.

    Gebühren

    Schließlich müssen auch noch die Gebühren beachtet werden. Denn im Gegensatz zum einfachen Sparbuch verlangen Bausparkassen von den Sparern eine jährliche Gebühr für die Kontoführung. Diese beträgt bei der start:bausparkasse zwölf Euro, bei der s Bausparkasse dagegen nur 6,61 Euro.

    Effektive Verzinsung

    Die effektive Verzinsung – also den Ertrag nach Einrechnung aller Gebühren, der staatlichen Prämie und Abzug der Kapital­ertragsteuer – erfragt man am besten bei der Bausparkasse oder der Bank, bei der man den Bausparvertrag abschließt. Bei unserer Erhebung hat die Raiffeisen Bausparkasse recht klar die Nase vorn. Die start:bausparkasse hingegen trägt trotz des höchsten Einstiegszinssatzes die rote Laterne unter den vier Anbietern.

    Kleine Vorteile herausholen

    Ein bisschen verbessern können Bausparer ihren Ertrag, wenn sie nicht monatlich ansparen, sondern den Betrag – höchstens 1.200 Euro für prämienbegünstigtes Ansparen – jährlich einzahlen. Das wirkt sich am Ende in einem etwas höheren Aus­zahlungsbetrag aus. Am besten fährt man, wenn der gesamte Ansparbetrag von 7.200 Euro für sechs Jahre auf einmal angelegt wird. Das bringt eine noch etwas höhere Auszahlung.

    Auf die staatliche Prämie haben die unterschiedlichen Einzahlungsintervalle keine Auswirkung. Sie beträgt 1,5 Prozent der Einzahlung oder 18 Euro pro Jahr, wenn man die Höchsteinzahlung für das prämienbegünstige Bausparen von 1.200 Euro im Jahr nutzt.

    Aktionsangebote

    Achten sollten alle, die einen neuen Bausparvertrag abschließen wollen, auf Aktionsangebote. Die Bausparkassen locken Kunden immer wieder mit zeitlich begrenzten Aktionen, etwa höheren Zinssätzen. Meist werden diese Angebote allerdings gegen Jahresende gemacht. Eine Einzahlung des gesamten Jahresansparbetrags kurz vor Ende eines Jahres zahlt sich aus, da man dann noch die Zinsen für das gesamte ­ablaufende Jahr lukrieren kann.

    Tabelle: Vergleich österreichischer Bausparkassen

    Testkriterien

    Der Modellrechnung in der Tabelle liegen folgende Parameter bzw. Annahmen zugrunde:

    - Einzahlung monatlich 100 Euro von 1.1.2022 bis 1.12.2027.

    - Staatliche Prämie 18 Euro pro Jahr, gutgeschrieben jeweils am 31. Jänner (beginnend mit 31.1.2023).

    - Kontoführungsgebühren werden berücksichtigt und jeweils am 2. Jänner dem Bausparkonto angelastet.

    - Zinssatzänderungen werden jeweils nach Ende der Einstiegs-Fixzinsphase durchgeführt (Raiff­eisen Bausparkasse und start:bausparkasse jeweils 1 Jahr, s Bausparkasse 100 Tage, Wüstenrot 6 Monate). Der Folgezinssatz wurde auf­grund der Zinsgleitklausel und des Indikators ermittelt – es wurden keine weiteren Zinsänderungen durchgeführt; d.h., es wird angenom­men, dass das aktuelle Zinsniveau über die gesamte Laufzeit von sechs Jahren gleich bleibt. 25 % KESt wurden berücksichtigt, wobei die staatliche Prämie KESt-befreit ist.)

    - Die Erhebung der Tarife bzw. Konditionen wurde im Jänner 2022 auf den Homepages bzw. anhand der Geschäftsbedingungen der vier Anbieter durchgeführt.

    Achtung bei vorzeitigem Ausstieg

    Die gesetzlich festgelegte Mindestlaufzeit für einen Bausparvertrag beträgt sechs Jahre. Eine Verlängerung um weitere sechs Jahre ist möglich, eine vorzeitige Auflösung ebenso. Anzu­raten ist es allerdings nicht, den Bausparvertrag vor Ablauf der Mindestbindungsfrist zu beenden.

    Denn die Kunden müssen in diesem Fall auf alle staatlichen Prämien verzichten, also auch auf die bereits auf das Vertragskonto über­wiesenen Prämien. Diese werden rückgerechnet und vom Angesparten wieder abgezogen.

    Das Sparguthaben wird abgezinst, was einer rückwirkenden Zinssenkung gleichkommt. Und von den mickrigen Zinsen wird auch noch die Kapitalertragsteuer eingehoben. Zudem fallen ein Verwaltungskostenbeitrag und die Kontoführungsspesen an.

    Es gibt allerdings Aus­nahmen von dieser Kostenproblematik. Wer eine Erklärung vorlegen kann, dass das Geld widmungsgemäß für Wohn-, Bildungs- oder Pflegezwecke verwendet wird, kann der Rückverrechnung der Prämie entgehen.

    Bei kurzfristigen Zahlungsproblemen ist es empfehlenswert, das Gespräch mit dem Bankberater zu suchen. Eventuell können die monatlichen Einzahlungen vorübergehend ausgesetzt und ­später nachgeholt werden.

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