Zum Inhalt
Ein Diagramm zur Wertentwicklung in Baumkronen gezeichnet
Geldanlage in grün Bild: petrmalinak/Shutterstock

Umweltzeichen-Fonds: Geld für´s Klima

Wir haben nachgerechnet: Fonds, die mit dem Österreichischen Umweltzeichen zertifiziert sind, verursachen um 72 Prozent weniger Treibhausgase als konventionelle Aktienfonds.

Das Thema Nachhaltigkeit ist beileibe nicht leicht zu überblicken. Die Finanzwelt auch nicht. Und wenn sich beide Welten ver­einen, dann fällt die Orientierung noch schwerer. Das Österreichische Umwelt­zeichen bietet als staatliches Gütesiegel probate Hilfe, zum Beispiel bei Aktienfonds.

So setzt es transparent einsehbare Kriterien und regelt etwa durch Ausschlusskriterien im Bereich Ökologie und Soziales, in welche Aktien das Fondsmanagement nicht investieren darf. So weit, so gut. Aber was bewirkt das Österreichische Umweltzeichen beim Thema Geldanlage ganz konkret?

Tragen Fonds zum Klimaschutz bei?

Ein Aspekt von Nachhaltigkeit ist Klimaschutz. Bis dato war nicht so klar, welchen Beitrag Fonds hier überhaupt leisten können. Eine aktuelle Studie des VKI zeigt nun: Sie können einen großen Beitrag leisten! Konventionelle Fonds – also solche, die in Aktien von jedem beliebigen Unternehmen investieren dürfen, egal ob Kohle-, Atomkraft- oder Rüstungskonzern – sind im Durchschnitt nämlich dreieinhalbmal klimaschädlicher als Umweltzeichenfonds.

Rechnen, zählen, vergleichen: die Methode

Jetzt wird es ein wenig technisch: Für die Untersuchung wurden 53 umweltzeichenzertifizierte Aktienfonds betrachtet, die ­Vermögenswerte in Höhe von insgesamt mehr als 23 Milliarden Euro verwalten. Mit Unterstützung des Nachhaltigkeitsdaten- Anbieters Vigeo Eiris berechneten wir den jeweiligen relativen CO2-Fußabdruck der Fonds. Dazu haben wir die Treibhausgas­emissionen eines jeden Unternehmens im Fondsportfolio anteilig herangezogen – und dann auf die veranlagten Gelder („Fonds­volumen“) normiert. So können Fonds mit­einander verglichen werden. Berücksichtigt wurden all jene Emissionen, die direkt durch das jeweilige Unternehmen verursacht werden, sowie indirekte Emissionen aus dem Verbrauch von eingekaufter Energie (Strom, Wärme, Kälte). Zur Einordnung der Ergebnisse dient ein Vergleich – dazu wurde der CO2-Fußabdruck von 15 konventionellen ­Aktienfonds sowie 15 Nachhaltigkeitsfonds ohne Umweltzeichen berechnet.

Grafik: Fonds und Sparanlagen mit Umweltzeichen

Diagramm zeigt, wie die Zahl der Finanzprodukte mit Umweltzeichen steigt
Die Zahl der Finanzprodukte mit Umweltzeichen steigt Bild: VKI

Ergebnisse im Detail

Umweltzeichen-Aktienfonds weisen durchschnittlich einen CO2-Fußabdruck von 16,2 Kilogramm Treibhausgasen pro investierten Euro auf. Die Hälfte der 53 Fonds liegt zwischen 4,9 und 21,6 Kilogramm. Aber ist das nun viel oder wenig?

Weniger CO2

Im Vergleich dazu hat die Hälfte der konventionellen Aktienfonds einen CO2-Fußabdruck zwischen 7,7 und 70,9 Kilogramm Treibhausgasen pro Euro. Im Durchschnitt fallen bei konventionellen Aktienfonds 57,2 Kilogramm Treibhausgase pro investierten Euro an. Fonds, die keine Nach­haltigkeitskriterien bei der Veranlagung der investierten Gelder berücksichtigen, haben also einen mehr als dreieinhalbmal so ­großen CO2-Fußabdruck wie Umweltzeichenfonds. Oder anders ausgedrückt: Umweltzeichenfonds verursachen nur 28 Prozent der Treibhausgase von konventionellen Aktienfonds.

Zufall oder gesichert?

Im Rahmen der Studie haben wir auch mit statistischen Signifikanztests geprüft, ob es sich bei dem Ergebnis um Zufall handelt oder nicht. Resultat: Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist ein derartiger Unterschied zwischen konventionellen und Umweltzeichen-Aktienfonds nicht zufällig, sondern Effekt der umfassend nachhaltigen Anlagestrategie bei Letzteren.

Mit Nachhaltigkeitsfonds ohne Umweltzeichen verglichen

Die Umweltzeichenfonds wurden auch mit Nachhaltigkeitsfonds ohne Umweltzeichen verglichen – dazu wurden 15 Nachhaltigkeitsfonds mit tendenziell hoher Nachhaltigkeitsbewertung aus zwei Tests der Stiftung Warentest herangezogen. Das Ergebnis: Wir konnten keinen Unterschied ausmachen. Daraus lässt sich ableiten, dass der pauschale Vorwurf, nachhaltige Fonds seien ein Marketingschmäh oder gar Green­washing, nicht haltbar ist. Doch nur das Umweltzeichen garantiert, dass neben ­positiven Effekten auf das Klima auch ­andere Nachhaltigkeitsaspekte nicht zu kurz kommen. Manche Ausschlusskriterien, z.B. im Bereich Rüstung oder Gentechnik, haben zwar keinen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck, sind jedoch wichtig für Konsumenten. Dasselbe gilt beispielsweise für Transparenzkriterien.

Druck auf schmutzige Branchen

Der Vorwurf von mangelnder Wirkung in Richtung Nachhaltigkeit kann empirisch zurückgewiesen werden: Glaubwürdige Nachhaltigkeitsfonds, wie etwa jene mit Umweltzeichen, leisten im Kampf gegen die Klimakrise einen wichtigen Beitrag. Die Finanzwirtschaft jongliert mit Aber­milliarden von Euro. Entsprechend groß ist ihr Hebel, die Wirtschaft insgesamt in Richtung Nachhaltigkeit zu verändern: Dann, wenn das Fondsvermögen so verwaltet und angelegt wird, dass „schmutzige“ Wirtschaftsbereiche außen vor bleiben. Fonds sind hier insofern von Bedeutung, weil es auch um die Reputation von Unternehmen geht: Steigt etwa der Druck auf konventionelle Fonds, aus verschiedenen Aktivitäten wie z.B. der Kohle- oder Öl­förderung auszusteigen, wird langfristig auch die Finanzierung dieser Aktivitäten für Unternehmen immer teurer – und ­irgendwann unrentabel.

Raphael Fink - Nachhaltigkeitsexperte
"Umweltzeichen-Fonds verringern Klimabelastung." - Raphael Fink, Nachhaltigkeitsexperte Bild: VKI

Dazu Raphael Fink, Studienautor und beim VKI verantwortlich für das Österreichische Umweltzeichen für nachhaltige Finanz­produkte:

„Die Untersuchung zeigt, dass nachhaltige Anlageformen einen deutlichen positiven Effekt auf die Klimawirkung von Fonds haben – und es aus Nachhaltigkeitssicht einen großen Unterschied macht, ob ich bei meiner Fondsveranlagung auf das Österreichische Umweltzeichen achte oder nicht. So kann ich mit einer Investition in glaubwürdig nachhaltige Umweltzeichenfonds den CO2-Fußabdruck meines Investments um satte 72 Prozent im Vergleich zu einer Veranlagung in einen konventionellen Fonds reduzieren.“

Raum für Verbesserungen

Das Österreichische Umweltzeichen wirkt also. Dennoch gibt es aktuell noch zwei Faktoren, die sich auch auf den CO2-Fuß­abdruck von Umweltzeichenfonds negativ auswirken. Insbesondere die derzeit noch nicht ausgeschlossene Energieerzeugung aus Erdgas ist hier Thema; aber auch der Transport und die Lagerung fossiler Brennstoffe.

Neue Maßstäbe setzen

Soll der CO2-Fußabdruck von Umweltzeichenfonds weiter reduziert werden, wäre es sinnvoll, diese Aktivitäten im Zuge der nächsten Richtlinienüberarbeitung im Jahr 2023/24 auszuschließen – ein sehr kontrovers diskutiertes Thema, das angesichts der derzeitigen geopolitischen Entwicklungen zusätzlich an Brisanz gewinnt. Doch auch hier wird das Österreichische Umweltzeichen wohl – wieder einmal – proaktiv voranschreiten und neue Maß­stäbe setzen.

Anlegen mit grünem Gewissen

Das Österreichische Umweltzeichen
Das Österreichische Umweltzeichen Bild: Umweltzeichen

Eine Übersicht über alle zertifizierten Finanzprodukte und Informationen zur Richtlinie finden Sie auf der Umweltzeichen-Homepage  https://www.umweltzeichen.at/de/produkte/finanzprodukte

Glaubwürdigkeit des Österreichischen Umweltzeichens

Der VKI hat in einer anderen Untersuchung kürzlich 62 Aktienfonds umfassend auf die Einhaltung der Richtlinienkriterien des Österreichischen Umweltzeichens geprüft. Dazu wurden mehr als 5.500 Einzeltitel (Aktien) betrachtet. Ergebnis: Der Konformitätsgrad, der die korrekte Umsetzung der Richtlinien seitens der Lizenznehmer veranschaulichen soll, lag bei 99 Prozent. In anderen Worten: Konsumenten können sich bei umweltzeichenzertifizierten Fonds darauf verlassen, dass auch das drinnen ist, was versprochen wird. Das garantieren transparente Kriterien und die Vergabe des Siegels auf Basis unabhängiger Gutachten.

Ohne Rüstung, Gentechnik, fossile Brennstoffe oder Atomenergie

Ausschlusskriterien gewährleisten etwa, dass in Umweltzeichenfonds keine Titel von Unternehmen enthalten sind, deren Kerngeschäft in den Bereichen Rüstung, Gentechnik, fossile Brennstoffe oder Nuklearenergie liegt. Vor allem aber setzt das Österreichische Umwelt­zeichen – unter maßgeblichem Beitrag des VKI – seit 2004 als europaweit erstes Siegel im Finanzbereich Akzente im Bereich „Sustainable Finance“. Mittlerweile können neben Fonds zum Beispiel auch nachhaltige Sparbücher oder Girokonten zertifiziert werden – bei denen mit den Einlagen grüne Projekte finanziert werden.

Das KONSUMENT-Finanz-Lexikon

Buch: Das KONSUMENT-Finanzlexikon
Buch: Das KONSUMENT-Finanzlexikon Bild: VKI

Mehr als 1000 Begriffe einfach erklärt. - Mehr Infos unter konsument.at/finanzlexikon

Wir empfehlen auf konsument.at

Diesen Beitrag teilen

Facebook Twitter Drucken E-Mail

This could also be of interest:

Zum Seitenanfang